30.11.2006

Extreme Hour
vs. XP-Game

Nachdem ich am vergangenen Freitag auf dem XPday schon darauf angesprochen wurde und auch Johannes und ich heute noch mal auf das Thema kamen, dachte ich mir, ich poste einfach schnell mehr dazu … vielleicht interessiert's ja noch wen.

Die kürzesten XP-Projekte der Welt

Einen neuen Prozess zu erlernen und gleichzeitig seine Arbeit zu machen, geht häufig nicht so gut zusammen. Zum Lernen gehört Experimentieren und zum Experiment gehört das erlaubte (und irgendwo auch explizit gewünschte) Fehler-machen-dürfen. Ohne das, kein Lerneffekt.

Im XP haben wir schon recht früh auf Simulation und Prozessminiatur gesetzt. Ganz nach dem XP-Prinzip der kleinen Anfangsinvestition kann man so XP spielerisch erfahrbar machen. Um ein ganzes Projekt in einer guten Stunde zu simulieren, gibt es zwei Spielarten. Beide machen sie einen Heidenspaß, fokussieren jedoch auf unterschiedliche Aspekte:

Extreme Hour

Die Extreme Hour (von Peter Merel) dreht 6-7 Iterationen à 10 Minuten. Das Team besteht aus Entwicklern, Kunden, QA, Tracker und Coach. Ihre Aufgabe ist es, z. B. eine bessere Mausefalle zu entwickeln oder einen modernen Haushaltsroboter. Die Arbeitsergebnisse werden typischerweise in Story-Form skizziert, programmiert wird nicht.

Vorteile

  • explizite Teamrollen und -verantwortlichkeiten
  • realistische (wenn auch extreme) Timebox
  • setzt viel Kommunikation voraus
  • produziert natürliche Integrationsaufwände

Nachteile

  • Abnahmekriterien nur relativ vage (man muss sich einigen :-)
  • Iterationen neigen in der XH dazu, den Fokus auf bestimmte Aktivitäten zu lenken, dadurch ein wenig zu wasserfallartig
  • wenig bis gar kein vergleichendes Aufwandsschätzen möglich

XP-Game

Im XP-Spiel (von Vera Peeters und Pascal Van Cauwenberghe) sind die Iterationen noch kürzer: exakt 120 Sekunden. Das Team teilt sich im wesentlichen auf Entwickler und Kunden auf, plus Tracker (mit Stoppuhr). Zu erledigen sind echte, physikalische Aufgaben, wie Kartenhäuser bauen, Luftballons aufpusten oder Rätsel lösen.

Vorteile

  • Aufgaben haben harte Abnahmekriterien
  • trainiert Aufwandsschätzung über mehrere Iterationen

Nachteile

  • weniger Teamarbeit, keine Integration, wenig Kommunikation
  • Iterationen fast zu spielerisch (Aufgaben werden einzeln gestoppt)
  • Aufgaben relativ isoliert voneinander

XP-Programmierpraktiken vermitteln sie beide nicht. Die Extreme Hour konzentriert sich mehr auf Teamrollen, Kommunikation und Integration. Das XP-Game veranschaulicht dagegen besser den Planungsprozess, das vergleichende Schätzen und das "Wetter von gestern". Je nach dem, was im Mittelpunkt stehen soll, wähle man die eine oder andere Simulation. Für alle, die's selbst ausprobieren wollen, viel Spaß:

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