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8.6.2006

Chronik eines
angekündigten Todes

Java Magazin 6/2006

von Frank Westphal und Tammo Freese
erschienen im Java Magazin 6/2006

Johannes Link leitete uns in seiner Kolumne so ein:
In Zeiten der Globalisierung verlieren alte Vorsätze bisweilen schneller ihre Bedeutung, als uns lieb ist. Wenn die Konkurrenz am einen Ende der Welt vorlegt, muss manchmal am anderen Ende schnell nachgezogen werden. Dies erlebt auch unser Freund Rich, der doch gerade noch voll im Trend lag.

Rich Client vs. Web Client

Archies Telefon klingelt. Wir sehen, wie er sein Handy aus der Innentasche seines Jackets zückt. Wir hören, wie er einen Seufzer rauslässt, als er sieht, wer dran ist.

“Richie, altes Haus ...”

“Hey, Archie! Warum hast du mich nicht angerufen? Mir ist zu Ohren gekommen, der Deal ist durch!?”

“Wovon redest du, Rich?”

“Versuch' keine Spielchen, Archie, du weißt genau, wovon ich spreche - alle Blogger schreiben davon!”

“Die Blogger schreiben viel, nicht, Rich? Spielst du auf die Clientseite unserer neuen Applikation an? Die Rolle ist besetzt.”

“Machst Du Witze? Letztes Jahr hast du mir ...”

“Letztes Jahr ist letztes Jahr, Rich. Wir machen jetzt wieder Web. Das ist die große Sache jetzt!”

“Web? Du meinst im Browser? Ich dachte, ihr hättet aus der Geschichte vor - wann war das? - sechs Jahren eure Lehren gezogen? 'Nie wieder Web', hast du mir ...”

“Vor sechs Jahren ist vor sechs Jahren, Rich. Jetzt ist alles anders.”

“Wer hat die Rolle? Doch nicht etwa Flash?”

“Nein, nicht Flash. Obwohl wir noch darüber nachdenken, ihm eine Nebenrolle zu geben.”

“Für dieses aufgeblasene Spielkind habt ihr eine Rolle und mich behandelt ihr ...”

“Beruhige Dich, Rich! Flash ist für die Rolle wie geschaffen, er hat ...”

“Er hat was?”

“Ich dachte, du wüsstest es schon: Wir denken, dass Flash der nächste Superstar auf dem Mobile sein wird, Rich.”

“Flash auf dem Handy? Du hast wohl zu viel von dem weißen Zeug ...”

“Eigentlich wollten wir Java für die Rolle haben. Aber hast du ihn dir mal kürzlich angeschaut? Er ist so aufgedunsen wie seit Elvis schon lange keiner mehr. Unsere ...”

“Gebt ihm noch eine Chance, Archie. Ich bitte dich!”

“Unsere Geldgeber haben nasse Füsse bekommen. Javas Footprint ist einfach zu groß geworden, sagen die Berater. Keine zweite Chance, Richie. Tut mir leid!”

“Was ist nur aus 'Write once, run anywhere' geworden?”

“Das Web, Rich - das Web ist 'Write once, run anywhere'.”

“Ihr macht einen Fehler ... einen großen Fehler!”

“Wach' auf, Richie! Die Leute installieren sich heute nicht mehr so leicht neue Software wie noch vor ein paar Jahren.”

“Hast du die aktuellen Zahlen von Skype gesehen? Kein anderes Programm hat so schnell auf die Festplatten der Benutzer gefunden wie der VoIP-Dienst. Und weißt Du, warum das so ist?”

“Geiz ist geil?”

“Nein, Archie, weil sich native Anwendungen viel besser ins erwartete Bild einpassen. Außerdem will doch niemand seine privaten Daten über das ganze Netz verteilen, sondern lokal zugreifen können.”

“Du hast die Rechnung ohne die Nutzer gemacht. Die wollen sich keine Software mehr ans Bein binden lassen. Ex und hopp ist deren Devise.”

“In der Corporate World haben die Leute keine Wahl ...”

“Mag ja sein, aber wir haben eine. Und unsere neue Nummer eins braucht kein Web Start und auch keinen Update-Service. Was sagst du nun?”

“Ihr macht einen großen Fehler! ... Wie heißt er?”

“Sie! Wie heißt sie? AJAX wird sie genannt.”

“Ich lach' mich weg. Wie das Putzmittel?”

“Du solltest sie sehen: Sie macht eine verdammt gute Figur!”

“Ihr baut die Zukunft eurer Architektur auf ein Putzmittel? Jetzt seid ihr wohl völlig durchgedreht!?”

“Sie hat zwar noch nicht alle Dialoge und Schritte so gut drauf wie du ... dafür hat sie im vergangenen Jahr so große Fortschritte gemacht, dass wir uns gar nicht mehr vorstellen können, wie wir jemals ohne sie zurecht kommen konnten.”

“Führt sie ihre Stunts auch selbst aus, so wie ich?”

“Sie ist cool, Rich - cool wie Tank Girl und Lara Croft zusammen!”

“Kann sie Drag 'n' Drop?”

“Sie hat die letzten Monate mit script.aculo.us trainiert, was denkst du?”

“Erzähl' mir nicht, sie kann live sortieren, Auto-Completion, grafische ...”

“Rich, sie bringt ein halbes Special FX Department mit und arbeitet eng mit dem neuen Canvas-Element zusammen.”

“Verdammt! Ich wusste, da ist was im Busch ...”

“Richie, du bist immer noch riesig. Du bist für uns nicht aus der Welt, momentan sind uns andere Facetten aber wichtiger ...”

“So? Javascript ist euch also wichtiger als eine richtige Programmiersprache?”

“Hey, alle neuen Javascript-Frameworks sind rein objektorientiert. Konzeptionell ist die Sprache viel sauberer als unser geliebtes Java. Dynamische Sprachen sind ganz groß auf dem Vormarsch ...”

“Mensch, Archie ... weißt du noch, als ich auf der Titelseite vom Java Magazin war? Wir haben tolle Sachen zusammen gedreht!”

“Zeiten ändern sich, mein Freund!”

28.5.2006

Tonabnehmer #10: Frank Westphal -
Web 2.0 oder
Das Web sind wir

Diese Episode erscheint erstmalig als Audio- und Video-Podcast. Mit freundlicher Genehmigung vom Software & Support Verlag konnte ich meine JAX-Session vom 10.5.2006 mitschneiden. Das Ergebnis ist ein Vortrag im Stil von Lawrence Lessig (500 Folien in 70 Minuten), weshalb sich ein audiovisuelles Medium anbot.

Tonabnehmer Video: Web 2.0

Sie können den Vortrag als MP3 und iPod Video herunterladen. Zum Abspielen des Videos benötigen Sie entweder ein aktuelles QuickTime 7 (kostenloser Download) auf Ihrem Rechner oder einen iPod der 5. Generation.

Buzzword-Bingo für das Jahr 2006: "Web 2.0" und "Social Software" - was verbirgt sich hinter den aktuellen Schlagwörtern wirklich? Was sind die heißesten Schlüsseltechnologien, welche Startups sind am erfolgreichsten und was sind ihre Erfolgsgeheimnisse? Ein Exkurs für Entscheider, Entwickler und Entrepreneure.

Web2.0pedia

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