21.4.2005

Tonabnehmer #4: Bernd Oestereich -
Soziales in Softwareprojekten

Interview mit Bernd Oestereich

Heute sprach ich mit Bernd Oestereich über die soziale Dynamik in IT-Projekten, agiles Projektmanagement und den Maschinenbau des 21. Jahrhunderts.

Das Interview können Sie als MP3 herunterladen oder direkt als Podcast empfangen. (Was ist Podcasting?)

Erfahren Sie von Bernd, warum fachliche oder technische Probleme versteckte Kommunikationsprobleme sein können: "Das Problem liegt vielleicht ganz woanders. Vielleicht ist das überhaupt kein Problem, was auf der technischen Ebene liegt. Vielleicht liegt das so mehr auf der Geschäftsordnungsebene. Vielleicht sind die Verantwortlichkeiten falsch verteilt. Vielleicht sind die schlecht organisiert. Vielleicht ist der Prozess schlecht oder so etwas. [...] Dann macht man auf der Ebene vielleicht Vorschläge. Dann ist man schon bei Organisationsberatung letztendlich. Wenn auch das wieder nicht funktioniert nach zwei, drei Versuchen, dann kann man sagen, vielleicht liegt das Problem noch eine Ebene tiefer. Dann landen wir häufig auf einer sozialen Ebene. Das heißt, wir merken dann, es gibt dort Spannungen. Bestimmte Leute mögen nicht miteinander reden, haben Vorbehalte gegeneinander. Der eine sabotiert den anderen, spricht das aber gar nicht offen aus oder so etwas. Oder es gibt eine Besitzstandswahrung in Wirklichkeit und diese Geschäftsordnungsebene und die Prozedere, die es so in Unternehmen gibt, werden nur vorgeschoben. Dann muss man halt auf der Ebene arbeiten. Das Problem ist aber, da kann man den Kunden in der Regel nicht mehr offen drauf ansprechen. Man darf diese Themen nicht so einfach adressieren. Man greift dann in ein Wespennest."

"Unsere Welt ist ja durchdrungen von Software mittlerweile. [...] Es wird immer vernetzter, immer kleiner. Und da kommt eine ganz neue Komplexität auf uns zu: diese ganz vielen, kleinen vernetzten Systeme, wo unheimlich viele verschiedene Leute dran beteiligt sind, viele verschiedene Firmen. Und wer kann eigentlich die Gesamtheit dieser Systeme noch überblicken, auch was wir da so als Gesellschaft oder Zivilisation aufbauen. Das Internet ist ja auch eine Sache, die so ja niemandem gehört und die irgendwie eine ganz interessante Dynamik und Komplexität hat. Und ich glaube, da kommen noch Probleme auf uns zu, die erahnen wir noch nicht mal. Das heißt, ich sehe im Moment den Schwenk vom Software Engineering zum Systems Engineering."

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