10.2.2007

Yahoo Pipes:
Mashups für den Rest von uns

Großartiger neuer Dienst von Yahoo!: Pipes macht das Remixen von Atom- und RSS-Feeds sowas von kinderleicht, dass Tim O'Reilly schon von einem Meilenstein in der Geschichte des Internets spricht.

Yahoo! Pipes

Dessen Prinzip lehnt sich an das Pipeline-Konzept aus der Unix-Shell-Programmierung an, wo kleine unabhängige Shell-Kommandos zu mächtigen Pipes-and-Filter-Kommandoketten kombiniert werden können. Die Ausgabe des einen Programms wird dabei direkt in die Eingabe des nächsten Programms gefüttert.

Rip-Mix-Burn

Yahoo! Pipes überträgt diese Idee jetzt auf das Programmierbare Web: Parametrisierbare Module können nach Baukastenprinzip im visuellen Editor (eine Augenweide in sich) zu nicht-trivialen kleinen Mashup-Fabriken verdrahtet werden. Das ist ein großer Schritt in der fortschreitenden Demokratisierung der Medien, da die Möglichkeiten zum Mischen bestehender und Erstellen personalisierter Informationsquellen von einem Tag auf den nächsten in die Hände von Amateuren gefallen sind.

Wie schnell und einfach das wirklich geht, zeige ich mit dem folgenden Comic: Getreu dem Qype-Motto Das Beste der Stadt siebe ich den Hamburg-Feed nach nur jenen Beiträgen, die die maximale Anzahl von Sternen erhalten haben:

Comic Life: Yahoo! Pipes

Mashups im Do-It-Yourself

Über das Fetch-Modul können wir beliebige XML-Feeds als Datenquelle anzapfen und so in das wahre Potenzial der Syndizierung von Mikroinhalten tappen. Mithilfe eines URLBuilder hätten wir unsere Query-Parameter noch variieren können, die über User Inputs dann auch durch Nutzereingaben personalisierbar sind. Die wirkliche Mächtigkeit steckt allerdings in den Operators-Modulen: Feeds aggregieren, analysieren, annotieren, filtern, sortieren, transformieren … für alle denkbaren Aufgaben existiert ein leicht konfigurierbares Modul.

Jedes konstruierte Filterstück kann im Debugger-Bereich jederzeit inspiziert werden. Jede Pipe kann wieder als RSS-Feed (auch GeoRSS) publiziert oder als JSON-Baum in die eigene Site eingebettet werden, RDF und Atom sollen als Ausgabeformate folgen, ebenso wie Module zur hübschen Visualisierung (Maps, Badges, …) sowie ein API zum programmatischen Gebrauch der Pipes-Engine.

Pipes können wie jedes andere Modul als fertige Bausteine in anderen komplexeren Pipes verbaut oder einfach hintereinander gekettet werden. Sehr schön auch, dass Yahoo! der View-Source-Kultur des Webs folgt: Erstellte Konstruktionspläne können anderen Nutzern zum Klonen, Auseinandernehmen und Individualisieren zur freien Verfügung gestellt werden. Gerade als angehender RSS-Remixer kann man aus den Pipes-Modellen der erfahrenen Profis extrem viele, coole Kniffe lernen. Mein kleiner bescheidener qype.com hamburg 5-star reviews only-Remix findet sich hier, der publizierte Feed lautet so.

Technologisch ist auch die grafische Entwicklungsumgebung ein paar Lobesworte wert: umwerfende Umsetzung von Drag'n'Drop und direkter Manipulation im Browser(!) Zum Verdrahten der Pipes-Module wird via Javascript auf einem <canvas>-Element gezeichnet, als Toolkit kommt die YUI-Bibliothek zum Einsatz.

Fantastische Idee fantastisch umgesetzt … und Google zumindest in puncto Innovation weiterhin voraus!

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